Das Ende der Demokratie. Julian Assange (per Video) im Gespräch mit Angela Richter und Srećko Horvat (OV)



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Einführungsmoderation: Sebastian Kaiser, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz

Kein anderes Wort diente nach Ende des Kalten Krieges so häufig zur Selbstbeschreibung unserer westlichen Gesellschaft, wie Demokratie. Realität heute ist: Konzerne agieren wie Staaten, Kriege – vor allem im geographischen Süden – werden im Namen der Freiheit geführt und unsere digitalen Aktivitäten in aller Totalität aufgezeichnet.

Transparenz und die Freilegung geheimer Datenströme. Das war das Leitmotiv, mit dem die Plattform Wikileaks und die sie mit Informationen fütternden Whistleblower ab 2006 antraten. Ein Versuch, unter technischen Bedingungen mit Demokratie Ernst zu machen; eine Art Einlösung der mit der Entstehung des Internets gehegten emanzipativen Utopien. Die Enthüllungsseite ist bis heute online. Ihr Sprecher/Gründer ist Julian Assange. Von den einen als Cypherpunk und Held gefeiert, ist er von den Regierungen und Geheimdiensten, die vermeintlich “Schaden” durch Wikileaks nahmen, als High-Tech-Terrorist gebrandmarkt und öffentlichen Morddrohungen ausgesetzt.

Mit schwedischem Haftbefehl – wegen sexueller Nötigung – in Europa gesucht, sitzt Assange aktuell in der ecuadorianischen Botschaft in London fest. Am 9. Dezember wird er von dort live per Video in die Volksbühne geschaltet. Im Gespräch mit der Regisseurin Angela Richter und dem kroatischen Philosophen Srećko Horvat spricht er über TTIP (und die erwartbaren Folgen des Abkommens) sowie über die Geopolitik der Flüchtlingsströme. Und auch darüber, wie ein Nachdenken über die Kriminalgeschichte der Demokratie helfen kann, den Ausblick auf ein alternatives Europa zu öffnen.

Das Gespräch markiert den dritten Teil der Europa-Reihe in der Volksbühne – nach einem Podium und Diskussionen u.a. mit Yanis Varoufakis und Slavoj Žižek.

ENGLISH

Introduction: Sebastian Kaiser, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz

No other term has figured more prominently than “democracy” in self-descriptions of western societies after the end of WW2. Yet the reality is: powerful corporations act like states, wars – particularly in the global south – are fought in the name of freedom, and our digital activities are tapped and recorded almost entirely.

Transparency and exposure of secret data flows are the guiding principles of the platform WikiLeaks and the whistleblowers who have been feeding in data since 2006. It is an experiment in taking the promise of democracy seriously under advanced technological conditions, a way of trying to redeem the emancipatory utopias surrounding the Internet since its very beginning.

The whistle-blowing website is still online and active. Its spokesperson/founder is Julian Assange, hailed as a hero and cypherpunk genius by many, and denounced as high-tech terrorist, exposed to public death threats, and persecuted by governments and intelligence services for “damages” they allege to have suffered through WikiLeaks.

With an arrest warrant issued by Sweden for allegations of sexual assault, Assange has been stuck at the Ecuadorean embassy in London since June 2012. On 9 December 2015 he will take part in a debate with theatre director Angela Richter and Croatian philosopher Srećko Horvat at the Volksbühne via live stream from the embassy discussing the Transatlantic Trade and Investment Partnership (TTIP) and its foreseeable consequences, as well as the geopolitical implications of the huge influx of refugees into Europe. Another topic will be how reflecting on democracy’s criminal history can help to open an alternative view on Europe.

It is the third event in our “Europe” series at the Volksbühne, following previous panels and discussions with Yanis Varoufakis and Slavoj Žižek.

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